Die neapolitanische Mandoline

Merkmale der neapolitanischen Mandoline

Im wesentlichen besteht die neapolitanische Mandoline aus zwei Bauteilen, die wiederum aus zahlreichen kleineren Bauteilen bestehen. Die Haupt-Bauteile werden als Hals und Korpus bezeichnet.

Der Korpus

Der Korpus der neapolitanischen Mandoline ist das für den Klang des Instruments zuständige Bauteil. Er gliedert sich wiederum in zwei Hauptbestandteile: die Muschel und die Decke.

Die Muschel ist aus mehreren Spänen zusammengesetzt, die üblicherweise aus Palisander, Ahorn, Obst- oder Nussholz gefertigt sind. Neben den Spänen gehören zur Muschel auch der Unterklotz, an dem die Saiten befestigt sind (man spricht von hinterständiger Befestigung) und der Oberklotz, an dem der Hals befestigt ist.

Decke (Foto: Alfred WollDie Decke ist meist aus Fichtenholz gefertigt. Sie ist es hauptsächlich, deren Resonanz für den Ton der Mandoline sorgt. Bei den meisten Instrumenten ist die Decke nicht gerade, sondern am Steg abgeknickt. Das Bild links zeigt die Innenansicht der Decke einer historischen Mandoline mit Beleistung.

Schallloch, Schalllochring und Intarsien (Bild: Alfred Woll)Der Steg bestimmt das untere Ende der schwingenden Saite; er ist aus Holz gefertigt, mit einer Einlage aus Kunststoff (früher Elfenbein), auf der die Saiten aufliegen. Er ist nicht mit der Decke verleimt, sondern wird durch den Anpressdruck der Saiten gehalten. Dadurch ist er verschiebbar, um etwaige Tonunreinheiten auszugleichen.

In der Decke befindet sich ein meist kreisrundes Schallloch. Oft ist dessen Rand verziert; diese Verzierung wird Schalllochring genannt. Insbesondere bei älteren Instrumenten finden sich auf der Decke weitere Verzierungen: so genannte Intarsien. Meist dienen sie nur als reine Verzierungen, manche haben aber auch die Aufgabe, die Decke vor Beschädigungen durch das Plektrum zu schützen; die Bezeichnung dafür ist Spielblatt. Am unteren Ende des Korpus findet man sehr oft aufgesetzte Bauteile aus Holz oder Metall; sie dienen als Ärmelschoner. Das Bild rechts zeigt Details der Decke einer Mandoline um 1900 mit Schallloch, Schalllochring und Intarsien.

Der Korpus ist entweder lackiert oder grundiert. Lackierungen schützen das Holz besser vor Beschädigungen, Grundierungen dagegen bieten zwar weniger Schutz, behindern aber weniger die Schwingungen des Korpus und sorgen dadurch für einen besseren Klang. Glänzt der Korpus, ist er lackiert, sieht er stumpf aus, ist er grundiert.

Der Hals

Für Restaurierung zerlegte Mandoline (Foto: Alfred Woll)Der Hals der Mandoline dient zum Greifen der Töne; durch ihn wird also bestimmt, welcher tatsächliche Ton erklingt. Er lässt sich in drei Bauteile gliedern: den Kopf, das Griffbrett und den eigentlichen Hals.

Der eigentliche Hals ist der dem Spieler zugewandte Teil des Halses; hier liegt der Daumen der Greifhand auf. Prinzipiell werden zwei verschiedene Bauformen unterschieden: Der Hals in Dreiecksform ist die traditionelle Halsform für neapolitanische Mandolinen und geht auf den Mandolinenbauer Embergher zurück. Neuere Instrumente haben aber meist einen halbrunden Hals, wie er von der Gitarre bekannt ist. Hälse in Dreiecksform eignen sich besonders für ein Greifhaltung mit schräg gestellter Hand, die vom Geigenspiel her kommt, halbrunde Hälse eigenen sich besonders für eine Greifhaltung mit zum Hals senkrecht stehender Hand, die vom Gitarrenspiel kommt. Es wird auch mit Mischformen experimentiert, die die Vorteile beider Halsformen und damit beider Greifhaltungen vereinen sollen.

Auf dem eigentlichen Hals ist das Griffbrett befestigt; es ist besonders starken Belastungen ausgesetzt und daher meist aus Ebenholz gefertigt. Im Griffbrett sind Bunde aus Metall eingelassen, an denen die zu spielenden Töne gegriffen werden. Seit dem 19. Jahrhundert geht das Griffbrett über den Hals hinaus auf den Korpus und später gar teilweise über das Schallloch, um den möglichen Tonumfang zu erweitern. Im 18. Jahrhundert waren teilweise noch einige Bünde aus Holz auf der Decke aufgeklebt.

Der Kopf der Mandoline dient der Befestigung und Stimmung der Saiten. Er ist vom Hals/Griffbrett durch den Sattel getrennt, der das obere Ende der schwingenden Saiten markiert. Im Kopf befindet sich die Mechanik, an der die Saiten befestigt und gestimmt werden. Prinzipiell werden zwei Arten von Mechaniken unterschieden: Bei traditionellen hinterständigen Mechaniken befinden sich die Stimmwirbel (oft aus Holz) an der Unterseite des Kopfes; bei neueren Mechaniken sind die Wirbel seitlich am Kopf angebracht. Bei Verwendung seitlicher Mechaniken ist der Kopf durchbrochen, wie das von der Gitarre bekannt ist.

Das Bild links zeigt die einzelnen Bestandteile einer Neapolitonischen Mandoline: Links Muschel mit Hals und Kopf, rechts die Innenansicht der Decke mit Beleistung, in der Mitte von oben nach unten: Ärmelschoner, Saitenhalter, Mechanik und Steg, dazu einige Kleinteile. Das Foto wurde von Alfred Woll während der Restauration einer historischen Neapolitanische Mandoline aufgenommen.

Die Saiten

Heutzutage werden üblicherweise Stahlsaiten für die neapolitanische Mandoline verwendet; dabei sind die e''-Saiten blank, die anderen umsponnen. Im 18. Jahrhundert bestanden die Saiten aus Darm, Messing, Seide oder Silber. Heute werden gelegentlich auch Nylonsaiten verwendet.

Maße

Die Abmessungen der neapolitanischen Mandoline haben sich über die Jahrhunderte verändert; lediglich die Mensur (das ist die Länge der schwingenden Saiten zwischen Steg und Sattel) blieb mit 32 – 33 cm gleich.

Die folgende Tabelle gibt die Maße von neapolitanischen Mandolinen in verschiedenen Jahrhunderten an:

 18. Jh.19. Jh.20. Jh.
Gesamtlänge:ca. 58 cm ca. 63 cm
Mensur:32 – 33 cm32 – 33 cm32 – 33 cm
Korpusbreite:ca. 17 cm 19 – 21 cm
Halsbreite:ca. 30 mm26 – 28 mm30 – 32 mm
Griffbrettlänge:10 Bünde19 Bünde24 und mehr Bünde

 

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